Künstlerische Leitung – Matthias Lingenfelder
Matthias Lingenfelder wurde 1959 geboren und erhielt mit 7 Jahren den ersten Geigenunterricht. Nach der Ausbildung bei Klaus Eichholz, Max Rostal und Gerard Poulet gründete er 1981 das Auryn Quartett; weitere Studien beim Guarneri- und Amadeus Quartett schlossen sich an.
1982 war das Quartett bei internationalen Wettbewerben in Portsmouth und München erfolgreich. Seitdem zählte das Auryn Quartett zu den führenden Streichquartetten, mit Konzerten in der ganzen Welt, bei allen bedeutenden Festivals und mit zahlreichen CD- Einspielungen, die mit verschiedenen Preisen (u.a. dem diapason d'or und dem Echo Klassik) ausgezeichnet wurden. 2022, nach 41 Jahren gemeinsamer Konzerttätigkeit ohne personelle Wechsel, beendete das Auryn Quartett seine Karriere.
Neben seiner Tätigkeit als Quartett-Primarius trat Matthias Lingenfelder auch solistisch auf, mit verschiedenen Orchestern wie z.B. dem Chamber Orchestra of Europe in dem er auch einige Jahre Konzertmeister war. Weitere Projekte als Solist und in verschiedenen Kammermusikbestzungen, u.a. mit Peter Orth, Niklas Schmidt, Herbert Schuch, Quirine Viersen und Benjamin Schmid folgen.
Seit 2003 hat Matthias Lingenfelder eine Professur für Kammermusik an der Hochschule für Musik in Detmold inne.
Das Auryn Quartett
Das Auryn Quartett sind: Matthias Lingenfelder (Violine), Jens Oppermann (Violine), Stewart Eaton (Viola) und Andreas Arndt (Violoncello).
Tu, was du willst!“ Dieser Leitspruch ist in Michael Endes Roman „Die unendliche Geschichte“ auf der Rückseite eines magischen Amuletts zu lesen, das seinem Träger Inspiration verleiht und ihm hilft, den Weg seiner Wünsche zu gehen. Das Auryn – so der Name des Amuletts – wurde zum Taufpaten für das Streichquartett, dessen Musiker seit nunmehr über dreissig Jahren in der gleichen Besetzung musizieren.
Das Quartett ist seit Jahrzehnten mit den Musiktagen Mondsee verbunden.
Der ersten Einladung im Jahr 1999 folgten viele weitere, in denen das Auryn Quartett dem Publikum der Musiktage Mondsee ans Herz gewachsen ist. Seit 2011 sind die vier Musiker nach András Schiff, Julia Stemberger & Christian Altenburger sowie Heinrich Schiff als künstlerische Leiter für die Programmplanung verantwortlich.
So wie ihre Vorgänger laden die künstlerischen Leiter befreundete Musikerinnen und Musiker ein, nach Mondsee zu kommen und mit ihnen in einzigartigen Konstellationen zu proben und zu konzertieren.
Das seit seiner Gründung vor 30 Jahren in unveränderter Besetzung musizierende Ensemble zählt zu den weltweit führenden Streich-quartetten. Die Spielweise des Auryn Quartetts wurde weitgehend durch das Studium beim legendären Amadeus Quartett sowie beim Guarneri Quartett geprägt.
Einladungen zu zahlreichen renommierten Festivals wie Luzern, Edinburgh und Salzburg. Feste Partnerschaften mit großen Konzert- und Festspielpodien wie Carnegie Hall und dem Lincoln Center in New York, der Wigmore Hall in London und dem Concertgebouw in Amsterdam.
Das Quartett erweitert seine Formation immer wieder um bedeutende Musiker wie z.B. Christine Schäfer, Nobuko Imai, Jörg Widman, Sharon Kam oder Tabea Zimmermann erweitert.
Höhepunkte waren ein Festkonzert im Wiener Musikverein zum 25. Geburtstag des Ensembles sowie ein sechsteiliger Zyklus aller Streichquartette Beethovens in Köln.
2011 hat das Quartett nach langjähriger Mitwirkung bei den Musiktagen Mondsee die künstlerische Leitung des Festivals übernommen.
Seit 2003 geben die Mitglieder des Auryn Quartetts ihre Erfahrungen als Professoren der Detmolder Musikhochschule weiter.
Matthias Lingenfelder spielt eine Stradivari von 1722 die Joseph Joachim gehörte, Jens Oppermann die Petrus Guarneri vom Amadeus Quartett, Stewart Eaton eine Amati von 1616 (Koeckert Quartett) und Andreas Arndt das Niccolo Amati Cello aus Hindemiths Amar Quartett.
Die Geschichte vom Auryn Quartett, zusammengefasst durch Astrid Braunsperger
(Alle Fotos mit freundlicher Genehmigung des Auryn Quartetts).
Jugend – Die Anfänge Matthias Lingenfelder: »Eigentlich begann alles mit einem Missverständnis: Stewart und ich hatten während der Jugendorchester-Arbeitsphasen Kammermusik vom Blatt gespielt und waren danach in Kontakt geblieben. Stewart hat mir dann geschrieben, wir sollten doch Streichquartett spielen, und meinte damit während der nächsten Arbeitsphase – ich habe ihn aber so verstanden, dass er es professionell vorhatte. Daraufhin habe ich ihm vorgeschlagen, nach Köln zu ziehen, um gemeinsam ein Quartett zu gründen und beim Amadeus Quartett zu studieren.«
Die erste Begegnung fand in verschiedenen Jugendorchestern statt: Matthias lernte Andreas mit 15 Jahren im Landesjugendorchester kennen, Jens und Stewart später im Bundes- sowie im europäischen Jugendorchester. Das Gemeinschaftsgefühl, zusammen mit Gleichaltrigen tolle Musik zu machen war überwältigend, und die vier konnten gar nicht genug davon bekommen. Nach 6 Stunden Orchesterprobe setzten sich die jungen Musiker noch bis spät in die Nacht zusammen und lasen alles, was sie an Kammermusik in die Finger kriegen konnten, vom Blatt.
Am 8. März 1981 war dann die erste Probe des Quartetts während einer Arbeitsphase der Jungen Deutschen Philharmonie in der Nähe von Köln. Matthias Lingenfelder: »Wir haben zwei Quartette durchgespielt von Brahms und Schumann. Danach fragten uns einige, die dabei zugehört hatten, seit wann wir schon zusammen spielen.« Das war die Geburtsstunde des Auryn Quartetts. Ursprünglich war ein anderer Name für das Quartett geplant, der aber kurzfristig doch wieder vergeben war.
Ein Geschenk gab dann den Ausschlag für die Namensfindung: Andreas schenkte Matthias Michael Endes brandneu erschienenes Buch „Die unendliche Geschichte“. Matthias war nach der Lektüre des phantastischen Romans fasziniert von der Geschichte und schlug vor, das Quartett nach dem magischen Amulett »Auryn« zu benennen, das seinem Träger Inspiration verleiht und ihm hilft, den Weg seiner Wünsche zu gehen, gemäß dem Leitspruch auf der Amulett-Rückseite »Tu was du willst«. Das Auryn wurde so 1981 zum Taufpaten für die vier jungen Musiker, die sich entschlossen hatten, ihren künstlerischen Weg fortan als Streichquartett gemeinsam zu gehen.
Das erste Konzert fand im Juni 1981 in der Musikhochschule in Köln statt, die vier Musiker waren »sehr, sehr aufgeregt«. Auf dem Programm stand das Haydn-Streichquartett op. 64/6 (1. Geige: Matthias), das Ravel-Duo sowie das Schumann-Streichquartett in A-Dur (1. Geige: Jens). Anfangs wechselten Matthias und Jens einander auf der 1. Geige ab, bis Gerard Poulet (zu Gast in Mondsee 2014), bei dem Matthias in Paris studierte und der auch mit dem Quartett arbeitete, die Musiker darauf aufmerksam machte, dass sich das Ensemble mit den beiden Geigern an der Spitze jeweils unterschiedlich anhörte. Daraufhin schlug Jens vor, dass Matthias fortan 1. Geige spielen sollte, mit einer Ausnahme: Jens‘ Lieblingsstück, das Streichquintett von Schubert, wird immer von Jens auf der 1. Geige gespielt.
Zu diesem Stück erinnert sich Stewart: »Wir haben das Schubert-Streichquintett von Anfang an oft und mit vielen unterschiedlichen Cellisten gespielt. Zu Beginn des langsamen Satzes habe ich immer notiert, mit welchen Cellisten wir gespielt haben – das musste ich aber bald aufgeben, weil kein Platz mehr in den Noten war!« Noch eine Erinnerung von Stewart: »Anfangs probierten wir aus, wie wir am besten zusammenspielen konnten. Da waren die üblichen Dinge: atmen, Augen zumachen, jeder in einer Ecke usw. Dann hatten wir die Idee, am Boden liegend zu spielen – Andreas mit dem Cello am Bauch und wir alle mit Geigen und Bratsche am Boden! Wir mussten dann allerdings aufhören, weil wir vor Lachen nicht mehr konnten!«
Das ist wohl auch eines der Geheimnisse der langjährigen erfolgreichen – nicht nur musikalischen – Beziehung der vier Herren: gemeinsam arbeiten, aber auch lachen können, gemeinsam alles ausprobieren und wagen, sich aufeinander einlassen.
Interview mit Matthias Lingenfelder
Im Gespräch mit Astrid Braunsperger gibt Matthias Lingenfelder ein paar persönliche Einblicke:
– Was ist für Dich das Besondere in Mondsee und worauf freust Du Dich heuer besonders?
Schon seit sehr langer Zeit – über 20 Jahre – kommen wir jedes Jahr zu den Musiktagen. Mondsee ist uns eine zweite Heimat geworden, wir freuen uns immer, dort unsere Freunde und unser tolles Publikum wieder zu sehen. Auch die Atmosphäre unter den Musikern ist – anders als bei vielen anderen Festivals – sehr entspannt und freundschaftlich. In diesem Jahr gibt es so viele Highlights, dass ich gar nicht weiß welches ich besonders herausheben würde: die selten gespielte 2. Cellosonate von Fauré mit Quirine Viersen und Peter Orth, die Uraufführung von und mit Robert Holl, der Klavierabend von Elisabeth Leonskaja, die Lesung des kleinen Prinzen mit dem wunderbaren Joseph Lorenz, das Bartók Divertimento mit dem Festivalorchester oder der letzte Abend mit dem Gründer der Musiktage András Schiff?
Es ist nur sehr zu hoffen, dass das alles auch so stattfinden darf, wie wir es geplant haben!
– Auf welchem Instrument spielt Ihr?
Wir haben das unglaubliche Glück auf vier wirklich außergewöhnlichen Instrumenten spielen zu dürfen. Jedes dieser Instrumente hat eine große Vergangenheit in einem Streichquartett: das Cello – ein Amati oder Cappa – in Hindemiths Amar Quartett, die Bratsche (Gebrüder Amati vom Anfang des 17. Jahrhunderts) im Köckert Quartett, Jens‘ Geige ist eine Petrus Guarneri die vorher Siegmund Nissel vom Amadeus Quartett gehört hat und mein Instrument ist eine Stradivari von 1722 (Ex Laurie), die Joseph Joachim in seinem berühmten Quartett gespielt hat.
– Das mache ich gerne, wenn ich mich entspanne:
Schwimmen – besonders gerne im Mondsee! – und Yoga
– Wenn ich nicht Musiker geworden wäre, wäre ich…
…tja, schwierige Frage – für mich war schon sehr früh klar, dass ich Musiker werden wollte. Wahrscheinlich hätte ich sonst eine Naturwissenschaft (Biologie oder Physik) studiert und wäre entweder ein enthusiastischer oder ein frustrierter Hobbygeiger geworden…